Diese Handwerkerin macht Kunst in allen Farben des Regenbogens
- Margot Studer
- 2. Feb. 2018
- 3 Min. Lesezeit

Margot Studer aus Oberbuchsiten ist Seidenfärberin. Die 63-Jährige hat für diese Leidenschaft ihren Beruf als Laborantin an den Nagel gehängt.
Ende der 70er Jahre sei die Handwerkskunst aufgekommen. «Es gab Magazine wie ‹100 Ideen›, von welchen ich mich gerne inspirieren liess, denn kreativ war ich schon immer», erzählt Margot Studer. Eines Tages entdeckte sie darin ein interessantes Inserat: «Die Kunst des Färbens erlernen», bei Lydie Nencki in Südfrankreich. Kurzerhand meldete sie sich an und erlernte während dreier Wochen die Grundlagen des pflanzlichen Färbens. «Es war ein sehr fundierter Kurs. Auch einige Künstler waren dort», erinnert sich Studer. Mit Nencki habe sie zufällig eine der Besten erwischt. «Ursprünglich lernte ich aber Laborantin bei der Sunlight Seifenfabrik in Olten», erzählt die heute 63-jährige Buchsterin. Der erlernte Beruf sei ihr beim Färben zusätzlich nützlich und sei zudem immer sehr spannend gewesen. Jedoch wurde immer mehr automatisiert: Die Arbeit verlor ihren Reiz. «Ausserdem störten mich die starren Strukturen», gibt Studer zu.
Jahrelange Markterfahrung
So entschied sie, die Arbeit als Laborantin aufzugeben, um sich ganz dem Färben zu widmen. Im Frühling 1980 fuhr Margot Studer das erste Mal z’Märet in den Rosenhof im Zürcher Niederdorf. «Ich ging aufs Geratewohl», erklärt Studer. Ohne die tiefen Wohnkosten damals wäre dieser Spontan-Ausflug wohl nicht möglich gewesen.
«Mein erster Verkauf ging an ein kleines Mädchen, welches 50 Gramm Wolle für 4.50 Franken kaufte», erinnert sie sich. Lange ging sie donnerstags und samstags an den Markt. «Seit rund fünf Jahren bin ich nur noch einmal im Monat dort – immer am letzten Samstag», erklärt Studer. Irgendwann sei es ihr zu viel geworden.
Was Studer aber immer mochte, waren die damalige Aufbruchsstimmung und die gute Verbundenheit zu den anderen Marktfahrern: «Wir waren eine Gemeinschaft, frühstückten zusammen und nach der Arbeit ging man auf einen Absacker», erzählt die 63-Jährige. Das sei heute anders.
Auch der Markt unterliege dem Wandel. «Zu Beginn gab es im Rosenhof Sachen, die man in den Warenhäusern nicht kriegte», weiss die Seidenfärberin. Doch irgendwann war das Selbstgemachte nicht mehr gefragt: Die Händler lösten die Handwerker ab.
«Ich musste nie in andere Länder reisen», resümiert die Handwerkerin. Am Markt habe sie Menschen aus der ganzen Welt kennen gelernt: USA, Tibet, Kamerun, Indien. Sogar einige Worte Suaheli habe sie gelernt. Ein besonderes Highlight von vielen war ihre Freundschaft zu Frankie, dem legendären Coiffeur im Zürcher Niederdörfli, der als Dörfli-Coiffer bekannt war und im Jahr 2014 verstarb. Kennen gelernt haben sie sich im damaligen Café am Rindermarkt bei Erika. Danach wurde es zur Tradition, dass die beiden vor dem Markt gemeinsam einen Kaffee tranken.
Früher nur pflanzliche Farben
Auch heute noch färbt Studer Seide, Kaschmir, Angora oder Wolle im Erdgeschoss ihres Hauses in Oberbuchsiten. In der Waschküche steht ein alter Waschtopf. In diesem kocht sie die Farben auf, die sich nebenan in einem Metalltopf befinden. Das Garn, welches sie sorgfältig in den Topf tunkt, erhält eine braungelbe Farbe. Die Farbe, die sie momentan verwendet, stammt aus der Rinde eines umgefallenen Boskop-Baumes aus ihrem Garten.
«Es spielt eine Rolle, welchen Topf ich verwende. Je nach Metall wird die Farbe anders», erklärt Studer.
Die Stunden für ihre Arbeit zähle sie nicht – schon nur das Einkochen daure einen ganzen Tag. In ihrer Waschküche stehen Behälter beschriftet mit «Krapp», was ein kräftiges Rot ergibt oder «Indigo» für satte Blautöne. Nicht jede Farbe eignet sich gleich gut für Seide, die Farben verhalten sich auch hier je Material anders. Früher habe sie nur pflanzliche Farben verwendet.
Die heute gefragten Farben wie beispielsweise Türkis kriege man mit diesen aber gar nicht hin, weshalb sie teilweise halborganische Materialien einsetzt. In zwei anderen Zimmern befindet sich ihr Materiallager, wo zahlreiche Garnstränge unterschiedlichen Rohmaterials lagern.
Die Garne verarbeitet sie teilweise selber: «Die Mützen stricke ich selber und die Schals fertige ich mit der von meiner Grossmutter geerbten Strickmaschine.» Ihre wichtigsten Schätze lagert Studer nochmals in einem anderen Raum: Die eingefärbte Seide in den Regalen sieht aus wie ein Regenbogen mit 1000 Farben.
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